Können Wärmebild-Kameras wirklich Fieber messen und helfen, Personen mit Corona ausfindig zu machen?
Viele Hersteller von Thermal-Kameras (im Folgenden als Wärmebild-Kamera bezeichnet) behaupten derzeit, ihre Kameras können Fieber messen und somit zum Erkennen möglicher Corona-Patienten beitragen. Was steckt dahinter?
Die Technik
Wärmebild-Kameras können Wärmequellen erkennen, bzw. bilden die Realität in Farben ab, die die Umgebungstemperatur des Sichtfeldes der Kamera wiedergibt. Wir kennen alle die Bilder, die dort blau eingefärbt sind, wo wenig Wärme abgestrahlt wird, wie z.B. von Bäumen oder Wiesen. Und dann die roten Bereiche, die Lebewesen oder Feuer widerspiegeln. Je wärmer ein Gegenstand ist, den die Kamera einfängt, desto röter wird er in den meisten Fällen angezeigt. Viele Hersteller solcher Kameras nutzen die Corona-Krise, um damit zu werben, mithilfe ihrer Produkte könne man Menschen mit Fieber identifizieren.
Kann ich Fieber tatsächlich mit Wärmebild-Kameras messen?
Die Behauptung, dass man eine solche Kamera irgendwo oben an einem Mast aufhängt, von wo man eine Menschenmenge betrachtet und zusätzlich die Körpertemperatur all dieser Menschen über die Kamera misst und angezeigt bekommt, stimmt so ganz sicher nicht. Diese Kameras sind zu weit weg, um einen exakten Temperatur-Wert anzugeben. Vermutlich wird er nicht einmal annäherungsweise korrekt sein.
Aber wie ist das, wenn ich eine Kamera direkt an einem Durchgang positioniere, sodass sie sehr nah an den zu messenden Personen ist? Auch hier lautet die Antwort klar: Nein! Eine Wärmebild-Kamera kann und wird immer nur eine Oberflächen-Temperatur messen können und nie direkt eine Körpertemperatur. Allerdings steigt die Chance schon, dass man mit der Thermal-Kamera Fieber einer Person entdecken und so Rückschlüsse auf eine mögliche Corona-Erkrankung führen kann. Es bleibt festzuhalten: Was wir mit Wärmebildkameras messen, ist immer eine Oberflächen-Temperatur und nie eine Körper-Temperatur.
Bleiben wir – trotz häufig anderslautender Versprechen der Hersteller, die fehlerhafterweise immer von „Fiebererkennung“ sprechen – mal bei der Oberflächentemperatur des menschlichen Körpers und nehmen diese als korrelierende Größe zum Fieber. Denn die Oberflächentemperatur wird bei Fieber ja auch höher. Genaue Werte werden Sie mit vergleichsweise „günstigen“ IR-Kameras (4.000 € bis 5.000 €) auch nicht erhalten, weil diese eine Temperatur-Toleranz von 0,5 °C bis 1 °C aufweisen, was zum Messen von Fieber zu viel ist. (Eine Person mit tatsächlich 38,0° wird mit 37,5° gemessen oder mit 39°.) Solche Temperatur-Toleranzen haben die guten, aber auch deutlich teureren (ab 10.000 €) Wärmebildkameras nicht. Häufig arbeiten diese Kameras aber auch mit Referenz-Wärmequellen, die in der Nähe des zu messenden Objektes angebracht werden. Mit dieser Referenz kann die Wärmebildkamera die zu messenden Objekte vergleichen. Damit haben wir zwar die gewünschte Genauigkeit erreicht. Aber: Es ist immer noch keine Körpertemperatur! Eine erhöhte Oberflächentemperatur hat die menschliche Stirn bereits, wenn die Person einige Minuten starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt war.
Ihre Mitarbeiter, die z.B. eine Stunde draußen bei herrlichem Sonnenschein gearbeitet haben, werden ganz sicher eine erhöhte Oberflächentemperatur auf ihrer Stirn haben – aber kein Fieber!
Wer sich mal die Mühe macht, und Ärzte nach der Verwendung verschiedener Fieber-Thermometer anspricht, der wird erfahren, dass die Verwendung von Stirn-Thermometern zwar die angenehmste Art der Fiebermessung darstellt, dass sie gleichzeitig aber auch die ungenaueste ist und von Ärzten eigentlich gar nicht verwendet wird. Denn auch diese messen „nur“ die Oberflächentemperatur.
Einer der Hersteller von Wärmebildkameras mit der längsten Erfahrung schreibt auf seiner Webseite ganz offen: „Können Wärmebildkameras eingesetzt werden, um einen Virus oder eine Infektion zu erkennen? Die kurze Antwort lautet: Nein…“ um dann noch hinzuzufügen, dass eine erhöhte Temperatur detektiert werden kann.
Medizinische, auf Distanz messende „Fieberthermometer“ gibt es in dieser Preisklasse bereits seit Jahren. Diese setzen technisch auf nur einen bestimmten Temperaturbereich (z.B. 34° bis 42° Celsius) und benötigen keine Referenzwärmequelle – aber gut geschultes Personal.
Fazit
Gute Wärmebild-Kameras können unter bestimmten Umständen beim Auffinden von fiebrigen Personen helfen. Jedoch sind sie weit davon entfernt, einen potenziellen Fieber-Patienten, geschweige denn, einen Corona-Erkrankten zu erkennen. Wenn man auf Distanz-Messungen setzt, empfiehlt es sich eher, auf medizinische Produkte zu setzen. Diese liegen meist in ähnlicher Preislage, sind aber schon seit Jahren im Einsatz und besitzen oft auch entsprechende medizinische Zulassungen. Bleiben Sie gesund und informiert!
Viele Hersteller von Thermal-Kameras (im Folgenden als Wärmebild-Kamera bezeichnet) behaupten derzeit, ihre Kameras können Fieber messen und somit zum Erkennen möglicher Corona-Patienten beitragen. Was steckt dahinter?
Die Technik
Wärmebild-Kameras können Wärmequellen erkennen, bzw. bilden die Realität in Farben ab, die die Umgebungstemperatur des Sichtfeldes der Kamera wiedergibt. Wir kennen alle die Bilder, die dort blau eingefärbt sind, wo wenig Wärme abgestrahlt wird, wie z.B. von Bäumen oder Wiesen. Und dann die roten Bereiche, die Lebewesen oder Feuer widerspiegeln. Je wärmer ein Gegenstand ist, den die Kamera einfängt, desto röter wird er in den meisten Fällen angezeigt. Viele Hersteller solcher Kameras nutzen die Corona-Krise, um damit zu werben, mithilfe ihrer Produkte könne man Menschen mit Fieber identifizieren.
Kann ich Fieber tatsächlich mit Wärmebild-Kameras messen?
Die Behauptung, dass man eine solche Kamera irgendwo oben an einem Mast aufhängt, von wo man eine Menschenmenge betrachtet und zusätzlich die Körpertemperatur all dieser Menschen über die Kamera misst und angezeigt bekommt, stimmt so ganz sicher nicht. Diese Kameras sind zu weit weg, um einen exakten Temperatur-Wert anzugeben. Vermutlich wird er nicht einmal annäherungsweise korrekt sein.
Aber wie ist das, wenn ich eine Kamera direkt an einem Durchgang positioniere, sodass sie sehr nah an den zu messenden Personen ist? Auch hier lautet die Antwort klar: Nein! Eine Wärmebild-Kamera kann und wird immer nur eine Oberflächen-Temperatur messen können und nie direkt eine Körpertemperatur. Allerdings steigt die Chance schon, dass man mit der Thermal-Kamera Fieber einer Person entdecken und so Rückschlüsse auf eine mögliche Corona-Erkrankung führen kann. Es bleibt festzuhalten: Was wir mit Wärmebildkameras messen, ist immer eine Oberflächen-Temperatur und nie eine Körper-Temperatur.
Bleiben wir – trotz häufig anderslautender Versprechen der Hersteller, die fehlerhafterweise immer von „Fiebererkennung“ sprechen – mal bei der Oberflächentemperatur des menschlichen Körpers und nehmen diese als korrelierende Größe zum Fieber. Denn die Oberflächentemperatur wird bei Fieber ja auch höher. Genaue Werte werden Sie mit vergleichsweise „günstigen“ IR-Kameras (4.000 € bis 5.000 €) auch nicht erhalten, weil diese eine Temperatur-Toleranz von 0,5 °C bis 1 °C aufweisen, was zum Messen von Fieber zu viel ist. (Eine Person mit tatsächlich 38,0° wird mit 37,5° gemessen oder mit 39°.) Solche Temperatur-Toleranzen haben die guten, aber auch deutlich teureren (ab 10.000 €) Wärmebildkameras nicht. Häufig arbeiten diese Kameras aber auch mit Referenz-Wärmequellen, die in der Nähe des zu messenden Objektes angebracht werden. Mit dieser Referenz kann die Wärmebildkamera die zu messenden Objekte vergleichen. Damit haben wir zwar die gewünschte Genauigkeit erreicht. Aber: Es ist immer noch keine Körpertemperatur! Eine erhöhte Oberflächentemperatur hat die menschliche Stirn bereits, wenn die Person einige Minuten starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt war.
Ihre Mitarbeiter, die z.B. eine Stunde draußen bei herrlichem Sonnenschein gearbeitet haben, werden ganz sicher eine erhöhte Oberflächentemperatur auf ihrer Stirn haben – aber kein Fieber!
Wer sich mal die Mühe macht, und Ärzte nach der Verwendung verschiedener Fieber-Thermometer anspricht, der wird erfahren, dass die Verwendung von Stirn-Thermometern zwar die angenehmste Art der Fiebermessung darstellt, dass sie gleichzeitig aber auch die ungenaueste ist und von Ärzten eigentlich gar nicht verwendet wird. Denn auch diese messen „nur“ die Oberflächentemperatur.
Einer der Hersteller von Wärmebildkameras mit der längsten Erfahrung schreibt auf seiner Webseite ganz offen: „Können Wärmebildkameras eingesetzt werden, um einen Virus oder eine Infektion zu erkennen? Die kurze Antwort lautet: Nein…“ um dann noch hinzuzufügen, dass eine erhöhte Temperatur detektiert werden kann.
Medizinische, auf Distanz messende „Fieberthermometer“ gibt es in dieser Preisklasse bereits seit Jahren. Diese setzen technisch auf nur einen bestimmten Temperaturbereich (z.B. 34° bis 42° Celsius) und benötigen keine Referenzwärmequelle – aber gut geschultes Personal.
Fazit
Gute Wärmebild-Kameras können unter bestimmten Umständen beim Auffinden von fiebrigen Personen helfen. Jedoch sind sie weit davon entfernt, einen potenziellen Fieber-Patienten, geschweige denn, einen Corona-Erkrankten zu erkennen. Wenn man auf Distanz-Messungen setzt, empfiehlt es sich eher, auf medizinische Produkte zu setzen. Diese liegen meist in ähnlicher Preislage, sind aber schon seit Jahren im Einsatz und besitzen oft auch entsprechende medizinische Zulassungen. Bleiben Sie gesund und informiert!
Informationen wie diese bekommen Sie in unserem Intensiv-Praxistraining. Die Schulung dauert einen Tag. Anhand von Praxisbeispielen lernen Sie in kleinen Gruppen, wie Sie ein Projekt richtig planen und umsetzen - mit vielen technischen Kniffen.
Jetzt anrufen: +49 (0) 6152 977 4079 oder mailen: service@kronfelder.de
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